Die Schule
Wir alle sind zur Schule gegangen, der eine mehr, der andere weniger, und erinnern uns an Lehrer und Mitschüler, Scherze und Strafen.
In der Zwischenzeit ist die Kunstschule, die so vielen Grödnern einen Beruf beigebracht hat, aus Schülermangel geschlossen worden.
Der Kindergarten “Surëdl” (Sonne)
In Wolkenstein wurde der erste Kindergarten Ende der 1920er Jahre (1928 oder 1929) im Auftrag der ONARIC im Haus Villa Augusta eröffnet. Er blieb bis 1943 in Betrieb, als das Tal von deutschen Truppen belagert wurde. ONARIC war die Abkürzung für „Opera Nazionale Assistenza Italia Redenta/Regioni Confine“. Zentrales Ziel dieses Vereins war die materielle und moralische Hilfe für die Bevölkerung der „befreiten Provinzen“, in erster Linie durch die Einrichtung von Mädchenwerkstätten und Maßnahmen für Kleinkinder. Ältere Dorfbewohner erinnern sich noch heute an diese kleinen Kinder, die alle gleich gekleidet waren und einen schwarzen Schurz trugen. Im Kindergarten wurde nur in italienischer Sprache unterrichtet und es wurden nur jene Kinder zugelassen, deren Familien für Italien optiert hatten. Es handelte sich vor allem um Offizierskinder, da die einheimische Bevölkerung kein Interesse an dieser Einrichtung zeigte. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Wolkenstein lange Zeit ohne Kindergarten. Erst am 3. Oktober 1963 wurde unter Bürgermeister Rudi Kasslatter wieder ein Kindergarten eröffnet, und zwar mit Sitz im alten Rathaus auf dem Gemeindeplatz. Bis 1975 wurde hier nur mehr in deutscher Sprache unterrichtet. Das Gebäude, in dem sich noch heute der Kindergarten befindet, wurde am 19. Juni 1977 von Bürgermeister Franz Costa seiner Bestimmung übergeben. Erst seit 1976 wird im Kindergarten auch Ladinisch gesprochen, seit nämlich die Zuständigkeit für das Kindergartenpersonal an das Land übergegangen ist.
Die Grundschule
Die Schulpflicht („allgemeines Schulgesetz“) wurde 1774 unter Kaiserin Maria Theresia von Österreich eingeführt und sah vor, dass Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren regelmäßig die Schule besuchen mussten. Diesem Gesetz war es auch zu verdanken, dass neben den Priestern erstmals auch Lehrer unterrichten durften. In Wolkenstein war schon früher unterrichtet worden, vermutlich um 1600, da es bereits 1586 ein Gesetz zum Religionsunterricht gab. 1747 wurde dann ein Gesetz verfasst, das besagte, dass auch Lesen und Schreiben gelehrt werden musste. Bis 1849 wurde an drei Tagen in der Woche unterrichtet, und zwar im Haus La Gërva; davor (wahrscheinlich um 1800) im Haus Paul oder im Haus Levisc (Juan). 1848 wurde das Gemeindehaus auf dem Kirchplatz erbaut und diente ab 1849 auch als Schule. In diesem Gebäude, das bis 1896 ein Zeltdach hatte, waren die Gemeindeämter, die Schule und die Wohnung des Lehrers untergebracht. Die Bildung fiel zunächst voll und ganz in den Zuständigkeitsbereich der Kirche, und erst 1879 gab der Klerus diese Kompetenz ab und unterrichtete nur mehr Religion. Die Schule war bis 1958 im Gemeindegebäude untergebracht, dann zog man in den Neubau, in dem sich noch heute die Grundschule befindet. 1997 wurde der Bau renoviert und etwas erweitert. Anlässlich der Einweihung der neuen Schule 1958, meinte der damalige Bürgermeister Josef Anton Vinatzer die Schule sei nun wohl für die nächsten Generationen groß genug. Doch bereits 40 Jahre später war sie schon wieder zu klein. Der erste bekannte Grundschullehrer war Franz Walpoth (1830-1918). Er unterrichtete ganze 53 Jahre lang (von 1852 bis 1905) und war zudem Organist, Mesner und Gemeindesekretär. Er war ein sehr kompetenter und strenger Lehrer, der nach ganz bestimmten Kriterien jene Schüler aussuchte, die für ein Weiterstudium geeignet waren (so z. B. auch Anton Perathoner - Fussel). Zur gleichen Zeit wie Franz Walpoth unterrichtete auch Franz Vinatzer - Rustlea (1845-1903). Ihnen folgte dann bis zum Ersten Weltkrieg Ferdinand Perathoner - Uridl (St. Ulrich).
Gabriel Vinatzer (1864-1950), Sohn des Müllermeisters und Bäckers von Rustlea dessot, war als Direktor für alle Schulen in Gröden verantwortlich. Auch wenn unser Gebiet dem Österreichisch-Ungarischen Reich angehörte, wurde bis zur Zeit Maria Theresias ausschließlich in Italienisch unterrichtet, weil die Priester vorwiegend in Trient studierten und die italienische Sprache daher besser beherrschten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Schule dreisprachig: deutsch, italienisch und ladinisch. Während des Ersten Weltkrieges wurde nur in Deutsch unterrichtet und ab 1921, zur Zeit des Faschismus, ausschließlich in italienischer Sprache. 1949 wurde schließlich das paritätische Schulsystem eingeführt. Es ist nicht bekannt, ob es auch in Wolkenstein (wie im restlichen Südtirol) zur Zeit des Faschismus Katakombenschulen gab, d. h. versteckt gehaltene Schulen, in denen Deutsch unterrichtet wurde. Erwähnenswert ist auch die Schule, die zwischen 1943 und 1945 unter nationalsozialistischem Regime im Hotel Wolkenstein (Grisi) eingerichtet worden war. Hier gingen zwar auch Kinder aus Wolkenstein und St. Christina zur Schule, vorwiegend aber Kinder wohlhabender Familien aus Bozen, Brixen und Meran, die aus Angst vor Bombardierungen aus den Städten geflohen waren. Gleich nach Kriegsende wurden diese Schulen wieder geschlossen.
Die Musikschule Gröden
Die Musikschule Gröden wurde 1978 gegründet und zählt auch heute noch jährlich bis zu 700 Schüler. Der Musikunterricht wird in den verschiedenen Schulen im Tal abgehalten. Man versucht soweit wie möglich den Bedürfnissen aller Musikschüler entgegen zu kommen, und das bereits ab einem Alter von vier bis fünf Jahren. Aus der Musikschule Gröden sind in den vergangenen Jahren bereits mehrere Musiker hervorgegangen, die an internationalen Wettbewerben teilgenommen haben und heute sogar in renommierten Orchestern spielen.
Die Mittelschule ”A. Lardschneider”
Mit dem Gesetz Nr. 1859 vom 31. Dezember 1962 wurde die staatliche Mittelschule als Pflichtschule eingeführt. In Wolkenstein wurde bereits mit dem Schuljahr 1963/64 eine solche Schule eröffnet, und zwar wurde sie an die Kunstschule angeschlossen. Im ersten Schuljahr zählte sie bereits 43 Schüler und Schülerinnen, die auf zwei erste Klassen aufgeteilt waren. Am 20. September 1977 löste sich die Mittelschule dann von der Kunstschule und wurde zu einer eigenständigen Einrichtung. Mit den Jahren wurde die Schule für die immer wachsende Anzahl an Schülern zu klein. Nach vielen Diskussionen begann man 1979 schließlich mit den Bauarbeiten an der Mittelschule, die direkt an die Kunstschule angebaut werden sollte. Im Schuljahr 1980/81 wurde erstmals in den neuen Klassenräumen unterrichtet, auch wenn die Schule erst am 24. September 1983 offiziell, im Beisein zahlreicher Autoritäten, eingeweiht und eröffnet wurde. Derzeit verfügt die Mittelschule Wolkenstein über neun Klassenzimmer, drei zusätzliche Klassenräume, einen Raum für das Fach Zeichnen und Kunst, einen Raum für wissenschaftliche Fächer, einen Raum für das Fach Werken und im Dachgeschoss über einen Informatikraum. Erst 1988 wurde im Eisstadion Pranives mit Geldern, die für die Schule bestimmt waren, eine Turnhalle erbaut. Bis zum Schuljahr 2009/2010 haben 1.329 Schüler die Mittelschule Wolkenstein abgeschlossen. Die Schule trägt den Namen Arcangiul Lardschneider (Ciampac), dem Verfasser des ersten ladinisch-deutschen Wörterbuches. Im Laufe der Zeit gewann der Ladinischunterricht immer mehr an Bedeutung und wurde ab 1992/93 sogar zum Pflichtfach bei der Abschlussprüfung. 1996 wurde neben den beiden paritätischen Sprachen Deutsch und Italienisch auch das Fach Englisch eingeführt.
Die Kunstschule
Wir möchten hier nicht genauer auf die Geschichte der Kunstschule Wolkenstein eingehen, wohl aber kurz auf die Entwicklung und die Bedeutung, die diese Einrichtung für die Bevölkerung von Wolkenstein und St. Christina hatte. Dieser Schule war es nämlich zu verdanken, dass viele Einheimische eine Ausbildung genießen konnten und dadurch den Grundstein für den Wohlstand im Ort legten. Heute scheint der Fremdenverkehr die Haupteinnahmequelle der Einheimischen zu sein, aber es gab auch Zeiten, in denen das Kunsthandwerk diese Position innehatte. Die Theoriekenntnisse all jener, die kleine Holzfiguren schnitzten, waren nicht sehr hoch, daher war bereits nach 1820 in St. Ulrich eine von der Wiener Regierung autorisierte Zeichenschule eröffnet worden. Auch in Wolkenstein gewann die Holzschnitzerei immer mehr an Bedeutung und die Produktion nahm ständig zu. Die Modelle aber waren immer dieselben, das Produkt verlor an Qualität und es wurde immer schwieriger die Holzschnitzereien zu verkaufen. Um dieser Krise entgegenzuwirken kam in der Bevölkerung von St. Christina und Wolkenstein das Verlangen auf sich besser zu bilden. Man bat daher die Regierung in Wien eine Kunstschule eröffnen zu dürfen. Dies geschah 1907. Unterrichtet wurde donnerstags, samstags und sonntags im Haus Domur auf Plan da Tieja. Bereits von Anfang an war diese Schule sehr beliebt, was einen steten Anstieg der Schülerzahlen mit sich brachte. Es wurde Schnitzen und Modellieren gelehrt, aber auch wie man einen Geschäftsbrief verfasste oder rechnete. Auf Drängen der gesamten Bevölkerung, in besonderer Weise aber der Jugendlichen, sah sich die Gemeinde Wolkenstein verpflichtet, eine eigene Kunstschule zu errichten, auch wenn die Zeiten nicht gerade rosig waren. 1907 wurde mit dem Bau der neuen Schule begonnen und innerhalb von nur einem Jahr wurde sie fertiggestellt. Die Kosten von 90.000 Kronen trug die Gemeinde, die auch für die Instandhaltung, die Heizung und die Beleuchtung des Gebäudes zuständig war. Die Schule wurde am 15. November 1908 eingeweiht und zählte zu diesem Zeitpunkt bereits 46 Schüler und 21 Schülerinnen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als das Gebiet an Italien fiel, wurde die Kunstschule von Trient aus finanziert. Ab 1924 fiel die Schule in den Zuständigkeitsbereich des Bildungsministeriums und war bis 1940 sehr erfolgreich. Sie nahm an Ausstellungen in Mailand, Rom und 1932 sogar New York teil. Letztere brachte ihr auch eine Anerkennung von Seiten des Ministeriums ein. Aufgrund der rückläufigen Studentenzahlen, wurde die Kunstschule Wolkenstein 2001 zunächst mit jener von St. Ulrich zusammengelegt und im Schuljahr 2003/04 schließlich ganz geschlossen. Es ist sehr bedauernswert, dass die einzige Schule von Wolkenstein mit Oberschulabschluss geschlossen werden musste. Wie man der Tabelle entnehmen kann, zählte die Kunstschule zwischen 1918 und 1930 an die 150 bis sogar 235 Schüler jährlich; zwischen 1930 und 1945 waren es nur mehr knapp über 50 und nach 1970 ging die Zahl Jahr für Jahr noch weiter zurück.