Wolkenstein im Laufe
der Jahrhunderte

Wintersport

Travert de na garejeda metuda a jì dal Schi club Sella ntëur l 1920. Dovia da udëi la cëses de Plazola, Tina y Col.
Hans Nogler dl Gialin ntan na garejeda de schi

Der Skisport wurde anfangs nur belächelt, als Wahnsinn gesehen, den Frauen verboten. Später aber wurde diese Freizeitbeschäftigung zu einem wahren „Geschäft“, das in unserem Gebiet nicht mehr wegzudenken wäre. Ihm verdanken wir auch den Wohlstand im Tal. Der Wintersport kam in Italien gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Einer der Pioniere war Adolf Kind, der aus den westlichen Alpen stammte. In den Dolomiten hingegen schnallte sich Jocl Castlunger aus Kolfuschg erstmals 1893 Skier an. Da er vom DÖAV (dem Deutsch-Österreichischen Alpenverein – Sektion Bamberg) damit beauftragt worden war eine Hütte auf der Sellagruppe zu bauen, begab er sich nach Österreich und Deutschland, um Näheres über dieses Vorhaben zu erfahren und kam dort erstmals mit Skiern in Kontakt. Es handelte sich um recht einfache Geräte, die Castlunger aber die Arbeit wesentlich erleichterten. Einige Jahre später kam der Skisport dank Vigil Pescosta, einem Nachbarn der Familie Castlunger, schließlich auch nach Gröden. Diese Holzbretter hatten ihn nämlich so sehr fasziniert, dass er sich von Jocl Castlunger ein Paar hatte anfertigen lassen. 1897 zog Pescosta nach St. Ulrich, um dort das Holzschnitzen zu erlernen, und in seiner jugendlichen Begeisterung nahm er die Skier mit, um sich in den langen Wintermonaten leichter fortbewegen zu können. Durch ihn lernten die Grödner also diese so eigenartige und praktische „Schuhbekleidung“ erstmals kennen. Das Interesse an den Skiern stieg weiter an, als man erkannte wie nützlich sie im Winter als Fortbewegungsmittel waren. Der Betreiber des Hospizes am Grödner Joch Vijo Rudiferia (die Schutzhütte wurde 1896 erbaut) konnte mit den Skiern ohne viel Mühe das Joch erreichen und dabei sogar noch viel Zeit einsparen. Dasselbe galt für die Bauern, Holzfäller und Händler, die Dank der Skier leichter und schneller vorankamen. 1908 gründete Vigil Pescosta in St. Ulrich den „Dolomiten Alpenskiclub Ladinia“. Skifahren war damals allerdings nur etwas für Einheimische, da der Fremdenverkehr sich auf den Sommer beschränkte. Der Wintertourismus kam erst 1914 in St. Ulrich auf, in Wolkenstein sogar erst um 1920. Man kann allerdings noch nicht wirklich von einer Wintersaison sprechen. Im Winter entwickelte sich der Fremdenverkehr nur sehr langsam und nahm erst in den 1930er Jahren zu, als die ersten Aufstiegsanlagen erbaut wurden. 1935 wurde die Seilbahn zur Seiser Alm errichtet (eine der ersten Italienweit) und 1938 entstanden zwei Schlittenbahnen zum Ciampinëi und zum Costabella (siehe Kapitel zu den Aufstiegsanlagen). Es wurden auch schon die ersten kleinen Skirennen ausgetragen, ein guter Vorwand, um sich mit Freunden zu treffen und sich gegenseitig zu messen. Bereits 1908 veranstaltete Vigil Pescosta ein Skirennen am Dantercëpies; Sieger war, wer als erster das Ziel in Wolkenstein erreichte. Es gewann Ludwig Schmalzl, der zusammen mit Vigil Pescosta und Hans Jirasek zu Grödens Skipionieren gehörte. Laut Vigil Pescosta nahm auch ein gewisser Herr Schneider aus St. Anton (Österreich) am Rennen teil. Dieser wollte eine Niederlage nicht annehmem und bat darum ein weiteres Mal antreten zu dürfen. Auch beim zweiten Mal aber war Vigil Pescosta schneller als er. Es handelte sich bei diesem Herrn vermutlich um Hannes Schneider, der später die Skischule am Arlberg leitete und der zu den wichtigsten Persönlichkeiten im österreichischen Skisport zählte.
Der Skisport hat seine starke Entwicklung auch dem Militärdienst zu verdanken. Sowohl bei den Kaiserjägern in Österreich als auch bei den „Alpini“ in Italien wurde den Soldaten das Skifahren beigebracht, damit sie sich in den Bergen schneller fortbewegen konnten. Während des Krieges nahmen insgesamt 16.000 Soldaten an Skikursen teil, was dazu beitrug diesen Sport noch bekannter und beliebter zu machen. Auch Hans Jirasek, der dem „Dolomiten Alpenskiclub Ladinia“ vorstand, war im österreichischen Heer als Skilehrer tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg brachte er dann den jungen Grödnern das Skifahren bei. Man bediente sich dabei der alten Skier, die die Soldaten in den Baracken zurückgelassen hatten. Durch die Errichtung von neuen Aufstiegsanlagen konnten mit der Zeit immer mehr Skipisten befahren werden. Die Entwicklung des Skisports wurde natürlich durch die tragischen Vorkommnisse im Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen. Die 1950er Jahre brachten dann wieder einen leichten Aufschwung: Es wurden Sessellifte und Hotels gebaut, sodass zwischen 1960 und 1980 der Skisport in Wolkenstein immer mehr an Bedeutung gewann. Die Wintersaison war mit der Zeit sogar gefragter als die Sommersaison, und man spürte überall das Bestreben den Fremdenverkehr noch mehr anzukurbeln. Den größten Aufschwung erlebte der Wintersport in Gröden dann nach der Austragung der alpinen Skiweltmeisterschaften 1970.
Dank der Weltmeisterschaften von 1970 entwickelte sich Gröden sehr stark. Zu den Organisatoren dieses Großereignisses gehörte auch Erich Demetz, der damals nicht nur Direktor der Skischule Wolkenstein war, sondern auch Präsident des Fremdenverkehrsamtes, Vize-Präsident der FISI und Kommissar der Skilehrervereinigung COSCUMA. Das gute Gelingen der Veranstaltung, an der 28 Nationen aus aller Welt teilnahmen, war vor allem der ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen Organisationskomitee, öffentlichen Einrichtungen, Vereinen und der einheimischen Bevölkerung zu verdanken.
Nach den Weltmeisterschaften von 1970 sprach die FIS den Grödnern weitere Großveranstaltungen zu: Die Herrenabfahrt auf der Saslong (und seit einigen Jahren auch der Super-G) wurde zu einem fixen Termin im Rennkalender des alpinen Weltcups und gehört noch heute neben den Rennen auf der Streif (Kitzbühel), am Lauberhorn (Wengen) sowie in Val d’Isère und Garmisch Partenkirchen zu den Klassikern im alpinen Skisport.


Wolkenstein vor und nach der Skiweltmeisterschaft 1970
Für den Wintersport und den Fremdenverkehr in Gröden kann das Jahr 1970 zu Recht als Schicksalsjahr bezeichnet werden. Vor dieser Zeit konnte der Gipfel des Hausbergs „Ciampinëi“ als Startposition der mittlerweile weltberühmten Abfahrtsstrecke „Saslong“ nur zu Fuß erreicht werden. Namhafte Hotels, wie beispielsweise das Traditionshotel Oswald in Wolkenstein, mussten vorübergehend mangels Nachfrage geschlossen werden. Die Skilehrer beförderten das gelagerte Heu von ihren Almwiesen oder Kaminholz per Holzschlitten ins Tal und nutzten auf diese Weise das sogenannte „Jännerloch“. Für jede einzelne der wenigen Aufstiegsanlagen und -bahnen mußten umständlich jeweils separate Fahrkarten gekauft und gelöst werden. Telefongespräche ins Ausland waren nur durch die Vermittlung eines Fernamtes unter Berücksichtigung erheblicher Wartezeiten möglich. Für den Fremdenverkehr war der dörfliche Kirchturm noch der Nabel der Welt. Diese geistige Haltung war so stark ausgeprägt, dass die Vorzüge von St. Ulrich, St. Christina oder Wolkenstein unabhängig voneinander gepriesen wurden. Das einheitliche Werben um Touristen per Katalog oder Prospekt für das gesamte, schöne Tal Gröden der Südtiroler Dolomiten war zu dieser Zeit noch undenkbar. Einzig das traditionelle herbstliche Volksfest „Blättermarkt“ in St. Ulrich umfasste mit altem Brauchtum alle Orte. Die jungen Burschen aus den Dörfern nahmen dies gern auch mal als Anlass für handgreifliches Kräftemessen. Alles in allem war Gröden noch in sehr archaischen Strukturen verhaftet. Der einzige talumfassende Sportverein war der Skiclub Gröden, zu dessen Vorsitzenden ich 1963 gewählt wurde. Mir war unmittelbar bewußt, dass für die weitere Entwicklung des Tales sowohl eine technische als auch eine strategische Erneuerung unabdingbar war, und die Möglichkeiten hierfür bot die zunehmende Popularität des Skisports als bedeutenden Faktor des Wintertourismus. Diese Erkenntnis brachte mich zu ersten Überlegungen um eine Bewerbung Grödens zu den alpinen Skiweltmeisterschaften, die ich 1965 dem französischen Sportfunktionär Maurice Martell anläßlich der internationalen Skirennen um den „Pokal der drei ladinischen Gemeinden“ (wohlgemerkt nicht etwa den „Pokal Grödens“!) vortrug. Er war in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Internationalen Skiverbandes FIS für die korrekte Durchführung der Wettbewerbe verantwortlich. „Was halten Sie davon?“ Auf meine Frage antwortete Monsieur Martell spontan: „Mais c‘est une idée magnifique!“ Jetzt stand mein Entschluss fest: Gröden würde sich um das sportliche Großereignis im Jahre 1970 bewerben! (Die alpinen Skiweltmeisterschaften wurden zu dieser Zeit noch im Vierjahreszyklus ausgetragen.) Meine Freunde Tschucky Kerschbaumer, ein prominenter, einflussreicher Hotelier und  zugleich eine Sportlerpersönlichkeit aus St. Christina, und  Edmund Dellago, ein angesehener Wirtschaftsfachmann aus St. Ulrich, reagierten sofort zustimmend auf meinen Vorschlag. Wir riefen ein Bewerbungskomitee ins Leben, bestehend aus motivierten Mitarbeitern des ganzen Tales. Der damalige italienische Ministerpräsident Aldo Moro gab uns ein Empfehlungsschreiben mit auf den Weg, und so unterbreiteten Tschucky Kerschbaumer und ich dem FIS-Kongress im rumänischen Mamaia unsere Bewerbung. Darüber abgestimmt werden sollte aber erst 1967 beim darauf folgenden FIS-Kongress.
Doch wir hatten Konkurrenz. Dasselbe Ziel strebten sechs weitere sogenannte Skinationen an: Österreich mit Kitzbühel, Deutschland mit Garmisch Partenkirchen, die Schweiz mit St. Moritz, USA mit Jackson Hole (Colorado), Canada mit Banff (British Columbia) und Japan mit Naeba. Aber auch innerhalb des Landes, ja selbst in Gröden, war unser Vorhaben nicht unumstritten: Der italienische Wintersportverband FISI wollte eine Bewerbung Sestrieres in Piemont unterstützen. Und aus Gröden kam heftige Kritik: Die Naturschützer befürchteten erhebliche umweltschädigende Eingriffe, und um die eventuelle Zuordnung der einzelnen Wettbewerbe innerhalb der drei Gemeinden entbrannte ein handfester Streit. Die Bevölkerung wehrte sich gegen den Bau der Herrenabfahrtsstrecke „Saslong“ sowie den Bau der dafür vorgesehenen Seilbahn Ruacia-Ciampinoi und machte mit Hinterlegung von 400 Unterschriften im Rathaus von Wolkenstein von ihrem Petitionsrecht Gebrauch.
Dennoch ließen wir uns nicht entmutigen und eine Grödner Delegation reiste zuversichtlich zum FIS Kongress nach Beirut. Hier sollte im Mai 1967 die Entscheidung über den Zuschlag des WM-Austragungsortes fallen. Doch zuvor gelang es uns mit Hilfe unseres persönlichen Freundes Antonio Cottafavi - einem diplomatischen Berater des damaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro - die italienischen Botschafter sämtlicher stimmberechtigten Skinationen für unsere Sache zu gewinnen und durch ihre Fürsprache bei den jeweiligen nationalen Skiverbänden die Entscheidung für eine WM in Gröden positiv zu beeinflussen. Zusätzlich glückte uns ein überaus erfolgreicher Schachzug: die Partnerschaft mit dem tschechoslowakischen Skiverband, der sich seinerseits um die Austragung der nordischen Skiweltmeisterschaften in der Hohen Tatra bewerben wollte. Damit sicherten wir uns die Unterstützung der gesamten Ostblockstaaten, die sich auch im Skisport den Weisungen aus Moskau zu fügen und geschlossen zu wählen hatten. Dank der geleisteten Vorarbeit und unseres durchaus professionellen Auftrittes vor dem FIS-Kongress erhielt Gröden den Zuschlag und mein Traum war Wirklichkeit geworden.
Kaum waren wir aus dem Libanon zurückgekehrt, begannen die umfangreichen Vorbereitungen für das Großereignis. Zunächst war für die Ausrichtung der sportlichen Wettkämpfe die Entstehung einer neuen Herren- sowie auch Damenabfahrtsstrecke unabdingbar. Für die beiden Wettbewerbe (es gab zu diesem Zeitpunkt nur Slalom und Riesenslalom!) mussten die technischen Bedingungen der Rennstrecken den Normen der FIS-Regeln angepasst werden. Gröden benötigte jetzt – auf lokaler wie auch auf Talebene – eine touristische Infrastruktur, um dem zu erwartenden Ansturm von Besuchern gerecht zu werden. Dafür musste das bisher dürftige Straßenverkehrsnetz erheblich erweitert und ausgebaut werden. Um eine größere Beförderungskapazität zu erreichen, bedurfte es ebenso neuer Aufstiegsanlagen. Für neue logistische Projekte wurden Mehrzweckgebäude und -hallen erbaut, die nachfolgend für die Nutzung öffentlicher Einrichtungen zur Verfügung stehen sollten. So war beispielsweise das heutige Kulturzentrum O. v. Wolkenstein der Sitz der Rennleitung und diente den Mannschaftsführersitzungen. Im heutigen Rathaus von St. Christina befand sich das Sub-Pressezentrum für die Agenturen,  und im Kulturhaus sowie im Rathaus von St. Ulrich waren das Pressezentrum und die Produktionszentrale für das italienische Fernsehen RAI untergebracht. Zudem war es unerlässlich, das gesamte Telekommunikationsnetz sowie das elektronische Datenübertragungssystem den neuen, anspruchsvollen Bedingungen anzupassen.
Dieses gigantische Unterfangen musste innerhalb von zwei Jahren bewältigt werden.
Die alpinen Skiweltmeisterschaften 1970 katapultierten binnen kürzester Zeit das bis dahin kaum bekannte Tal Gröden in die Sphäre eines der weltweit renommiertesten Wintersportorte. Bemerkenswert dabei ist die Tatsache, dass Gröden – im Gegensatz zu anderen Skiorten – seinen Ruf der sportlichen und nicht etwa einer mondänen Ausrichtung verdankt. Die gesamten Kosten für die WM 1970 betrugen 9 Milliarden Lire. Die örtlichen Körperschaften und Tourismusvereine des Tales kamen lediglich für 0,5% dieser Summe auf. 99,5% aller Ausgaben wurden also vom italienischen Staat, der Region Trentino-Südtirol und dem Land Südtirol getragen. Im Übrigen ist noch zu erwähnen, dass das gesamte Organisatonskomitee ehrenamtlich gearbeitet hat, sowohl bei der Bewerbung als auch bei der Planung, Umsetzung und Durchführung der alpinen Skiweltmeisterschaften. Über den geleisteten Einsatz des O.K. rund um die Uhr, enthusiastisch, professionell und präzise, berichteten weltweit eindrucksvoll unzählige Fernseh- und  Rundfunksender sowie die mediale Presse.
Es ist durchaus verständlich, dass ein solch kräftezehrender Einsatz beim O.K.-Team eine gewisse Erschöpfung nach sich zog. Ich war jedoch davon überzeugt, dass es gerade jetzt nicht klug wäre, sich auf den verdienten Lorbeeren auszuruhen, sondern dass unsere Erfahrungen, unser Wissen und Können die besten Voraussetzungen boten für weitere große Erfolge, wenn wir unmittelbar nach der WM die Ausrichtung von Weltcuprennen übernehmen würden. Ich gründete dafür das „Sport- und Koordinationskomitee Gröden“ und bereits im Winter 1971/72 veranstalteten wir erstmals Weltcuprennen. Hierbei kam das ebenfalls von mir konzipierte, weltweit erste vollautomatische, interregionale Skipasssystem zum Einsatz. Darüber hinaus ereignete sich 1975 ein historisches Weltcup-Finale: Gustav Thöni und Ingemar Stenmark lieferten sich auf dem Ronc-Hang in St. Ulrich ein hochspannendes Wettkampf-Duell vor 40.000 Zuschauern im Parallel-slalom um die große Kristallkugel. Bei dieser erstmalig in der Geschichte des Weltcups ausgetragenen Disziplin gewann Thöni zum vierten Mal den Gesamtweltcup.
Seit dieser Zeit hat der Verein „Saslong Classic Club“,  wie das Komitee Gröden später umbenannt wurde, Dutzende spannender Weltcuprennen ausgetragen. Der Talbegriff GRÖDEN rückt Jahr für Jahr wie ein Markenzeichen in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit. Der Weltcup in Gröden zählt heute mit seiner Veranstaltungsqualität auf höchstem Niveau zu den bedeutendsten des alpinen Skisports weltweit.
Für diese Leistungen, für das unaufhörliche Bemühen um weitere Verbesserung mit innovativen Konzepten bei den Weltcupveranstaltungen, sowie darüber hinaus für die Förderung des alpinen Skisports überhaupt bin ich meinen Nachfolgern von Herzen dankbar.

Erich Demetz

 

Der Skiclub Gröden
Nachdem man bereits über zehn Jahre zuvor die Bekanntschaft mit den Holzbrettern gemacht hatte, wurde 1908 in Gröden auch der erste Skiclub gegründet. Er trug den Namen „Alpen Skiclub Ladinia“. 1921 wurde dann für die beiden Ortschaften St. Christina und Wolkenstein unter der Präsidentschaft von Hans Kerschbaumer (Monte Pana) der Skiclub Sella gegründet. Die ersten Skirennen waren eine Kombination aus Aufstieg, Langlauf und Abfahrt. 1923 fand ein Rennen statt, das an der Eisenbahnstation unterhalb der Kirche startete, über Plan de Gralba und das Grödner Joch zum Dantercëpies führte und von dort nach Wolkenstein abfuhr. Diese Rennen waren bei der Bevölkerung sehr beliebt, gaben sie doch Anlass zum Feiern und waren eine Möglichkeit zusammenzukommen und sich untereinander zu messen. Anfangs wurden die Rennen nur unter Freunden und Mitgliedern einzelner Skiclubs ausgetragen, mit der Zeit aber nahmen immer mehr Skibegeisterte daran teil (auch aus den Nachbartälern), und die Rennen gewannen immer mehr an Bedeutung. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg machten sich die Grödner mit Ski und Rucksack auf den Weg zu Rennen in abgelegene Orte wie Cortina, Marmolata, Abtei oder Villnöss. Auch Bus oder Zug dienten als Fortbewegungsmittel zu den Austragungsorten. Die Rennfahrer jener Zeit waren passionierte Sportler auf der Suche nach neuen Emotionen.
Neben kleinen, lokalen Skirennen wurden in Wolkenstein auch gefährlichere Rennen an der Langkofelscharte oder durch die Val de Mezdì (Sellagruppe) ausgetragen sowie verschiedene nationale und internationale Skirennen. Unter faschistischem Regime wurden zahlreiche Meisterschaften veranstaltet, so z. B. 1937 die Italienmeisterschaften in den Disziplinen Skispringen, Langlauf und Ski alpin. 1957 schließlich wurde das international bekannte Skirennen „Trofeo dei tre comuni ladini“ ausgetragen. Zur Zeit des Faschismus wurde für alle sportlichen Disziplinen eine einheitliche Organisation gegründet: Diese umfasste Ski, Rodeln, Langlauf, Skispringen, Eishockey, Fußball und andere. Sie trug den Namen „Società Sportiva Val Gardena“ mit Sitz in St. Ulrich und wurde von den „podestà“ der drei Gemeinden angeführt. Nach dem Krieg, im Herbst 1945, bildeten sich zwei neue Skiclubs: der Skiclub Wolkenstein und der Skiclub St. Christina. Diese Sportvereine waren sehr aktiv und bereits im ersten Jahr wurden mehrere Rennen organisiert, darunter auch ein Riesentorlauf von der Langkofelscharte bis zum Plan de Cunfin (wer daran teilnahm, musste zu Fuß auf die Scharte). Dieses Rennen wurde von Hans Nogler gewonnen. Im September 1946 gelang es den Vorsitzenden der drei Skiclubs alle Vereine unter einen Hut zu bringen und den Skiclub Gröden zu gründen. Engelbert Senoner aus St. Christina stand diesem neuen Sportverein vor, Hans Costa aus Wolkenstein und Enrico Scofone aus St. Ulrich waren seine Stellvertreter. Der Skiclub Gröden konnte bereits damals auf zahlreiche Erfolge zurückblicken, sowohl was die Organisation der Veranstaltungen als auch die Betreuung der Athleten betraf. Vor allem in den ersten Jahren wurden des öfteren Italienmeisterschaften in den verschiedenen Disziplinen veranstaltet. 1970 kam es dann mit der Austragung der alpinen Skiweltmeisterschaften zum Höhepunkt. Es gab natürlich auch schwierigere Zeiten für den Skiclub, was sogar dazu führte, dass 2004 in St. Ulrich ein zweiter Skiclub, der Skiclub Sella, gegründet wurde. Vier Jahre später wurde dieser allerdings wieder in den Skiclub Gröden aufgenommen. Heute gehören dem Skiclub Gröden verschiedene Sektionen an, die alle autonom arbeiten: Ski alpin, Ski nordisch, Biathlon, Skispringen, Nordische Kombination und Freeride. Die Sektion Snowboard ist seit 2005 ein eigenständiger Club.
Bereits seit den 1930er Jahren brachte der Skiclub Gröden immer wieder junge Talente hervor, die sich national und international einen Namen gemacht haben: Ferdinand Glück, Hans Delago, Hans Nogler, Otto Glück, Oskar Mutschlechner, Franz Costa (Skispringen) und Hans Vinatzer, später dann Felix Denicolò, Gerhard Mussner, Heinrich Senoner, Carlo Senoner (1966 Weltmeister im Slalom in Portillo/Chile), Oswald Demetz, Willy Demetz, Arnold Senoner, Mauro Bernardi, Alex Giorgi, Werner Perathoner und Peter Runggaldier (1991 Vizeweltmeister in der Abfahrt in Saalbach und 1995 Gesamtweltcupsieger im Super-G). Im alpinen Bereich schafften es viele Athleten in die italienische Nationalmannschaft und konnten so auch an verschiedenen Weltcuprennen teilnehmen: Mauro Bernardi, Giorgio Callegari, Hermann Comploj, Oswald Kerschbaumer, Siegfried Kerschbaumer (1980 Europacupsieger und Italienmeister in der Kombination), Ivan Mahlknecht (Nationalmannschaft Freestyle), Carla Delago (mehrmalige Italienmeisterin in der Abfahrt und im Super-G), Oskar Delago, Katiuscia Demetz, Leila Demetz, Ivan Marzola (Italienmeister im Super-G), Michela Marzola, Karl Mussner, Claudio Novelli, Alan Perathoner, Robert Perathoner, Uli Perathoner, Raimund Plancker, Florian Runggaldier (Weltmeister der Skilehrer), Hermann Runggaldier, Reinhard Schmalzl, Carla Valt, Miki Valt (Nationalmannschaft Freestyle) und Florian Planker (Teilnehmer an den Paralympics). Die bekannte Skirennläuferin Isolde Kostner aus St. Ulrich lebt seit ihrer Hochzeit ebenfalls in Wolkenstein.


Präsidenten des Skiclubs Gröden:

  • Dr. Engelbert Senoner - La Posta 1946 bis 1947
  • Dr. Enrico Scafone - St. Ulrich 1947 bis 1948 und 1950 bis 1955
  • Engelbert (Bubi) Senoner - Dosses 1948 bis 1949
  • Toni Schmalzl - St. Ulrich 1949 bis 1950
  • Dr. Wilfried Stuflesser 1955 bis 1959
  • Dr. Hans Schenk 1959 bis 1960
  • Tschuky Kerschbaumer - Monte Pana 1960 bis 1963
  • Erich Demetz - Lina 1963 bis 1970
  • Dr. Gianni Marzola 1970 bis 1972
  • Arnold Demetz - Lina 1972 bis 1979
  • Markus Malsiner 1979 bis 2001
  • Roby Demetz - Baga 2001 bis 2005
  • Reinhard Schmalzl 2005 bis 2010
  • Lidia Bernardi seit 2010


Hans Nogler (1919-2011)

Ein Skifahrer zwischen der italienischen und der deutschen Front
Hans Nogler wurde als ältestes von acht Kindern 1919 in Wien geboren. Sein Vater stammte aus St. Christina, seine Mutter aus Wien. Im Alter von sieben Monaten kam er nach Wolkenstein und besuchte hier als Kind die italienische Grundschule. Zuhause allerdings wurde deutsch und ladinisch gesprochen. Schon als Kind begeisterte sich Hans Nogler für den Sport und war ein begabter Skifahrer. 1938 und 1939 gewann er in Cortina d’Ampezzo und in Sestriere den Italienmeistertitel und durfte 1939 an den Weltmeisterschaften in Zakopane (Polen) teilnehmen. Um aber bei dieser Großveranstaltung Italien vertreten zu dürfen, musste Hans Nogler seinen Namen ändern, da es zur Zeit des Faschismus unmöglich gewesen wäre mit dem Namen Nogler für Italien ein Rennen zu gewinnen. Er trat daher bei den Rennen als Giovanni Nano an. Im selben Jahr wurde er von den Alpini nach Val d’Aosta einberufen. Sein Vater jedoch hatte inzwischen für das Deutsche Reich optiert, sodass Hans Nogler aus dem italienischen Heer austreten musste und 1940 zur Wehrmacht einberufen wurde. In Innsbruck wurde er in die Sportgruppe eingeteilt, sodass er schon bald wieder an zahlreichen Skirennen teilnehmen konnte. In St. Anton bildete er die Jugendlichen im Wehrertüchtigungslager aus. Hier gewann er auch die Meisterschaften des Deutschen Reiches. Hans Nogler gewann insgesamt neun nationale Titel für drei verschiedene Nationen: Italien, Österreich und das „Reich“. 1945 ging er außerdem beim Skirennen von der Langkofelscharte Richtung Cunfinböden als Sieger hervor.
Auch wenn Hans Nogler als Sportler viele Vorteile genoss, fehlte ihm doch seine Heimat sehr: „Wir bekamen immer was Gutes zu essen, wir wurden wie Menschen behandelt. Ein Feldwebel hatte mir sogar einmal sein Auto geliehen, damit ich nach Seefeld zum Training fahren konnte. Trotzdem hatten wir alle Heimweh. Wir gingen oft in Innsbruck zum Bahnhof, um all jene zu sehen, die ebenfalls Südtirol verlassen mussten. Wir waren traurig, weil wir nicht mehr zurück konnten.“
Bis zum Ende des Krieges lebte Hans Nogler in einer Kaserme in Innsbruck. Sein Vater und eine seiner Schwestern arbeiteten in Klagenfurt bis ihnen 1941 eine Wohnung in Lienz zugesprochen wurde. Die Familie Nogler arbeitete zusammen mit anderen Grödnern in einer eigens erbauten Holzschnitzerwerkstätte. „Die Deutschen hatten uns schöne Wohnungen versprochen, und in unserem Fall haben sie auch Wort gehalten. Ebenso bei den anderen Grödnern.“
Die Familie Nogler lebte sich in Lienz gut ein. Hans begeisterte mit seinem Talent auch viele Osttiroler. Als Mitglied des Skiclubs Lienz startete er für die österreichische Nationalmannschaft und kam später sogar nach Sun Valley (Amerika), wo er Rennen fuhr und als Skilehrer arbeitete. Er gewann außerdem den „Harrisman Cup“ vor Zeno Colò. 1950 kehrte Hans Nogler aus Amerika nach Wolkenstein zurück, wo er das Hotel Sun Valley erbaute, das noch heute von seiner Familie geführt wird. 


Die Skischulen
Die Geschichte der Skischulen von Wolkenstein hängt eng mit der Entwicklung des Wintertourismus zwischen 1920 und 1950 zusammen. In den 1920er Jahren, als es noch wenig Wintertourismus gab und die Skitechnik noch in den Kinderschuhen steckte, begleiteten die wenigen Einheimischen, die skifahren konnten, ab und zu Gäste auf unsere Berge. Einige wohlhabende Gäste reisten sogar mit einem eigenen Skilehrer nach Wolkenstein an. Es kam daher immer mehr das Bedürfnis auf Touristen zu begleiten und ihnen das Skifahren beizubringen. Aus alten Protokollen des Fremdenverkehrsvereins geht hervor, dass man sich immer wieder damit beschäftigt hatte eine Skischule zu gründen. So kann man lesen, dass das Fremdenverkehrsamt 1953 Franz Freund als Verantwortlichen der Skischule nominiert hatte. Bereits 1937, zur Zeit des Faschismus, war Vincenzo La Porta als Koordinator der „Nationalen Skischule Gröden“ eingesetzt worden. Dieser Skischule gehörten drei Sektionen an, für jeden Ort im Tal eine. Direktor war ein gewisser Adriano Dallago aus Trient (auch er vom Fremdenverkehrsamt bestimmt) und für kurze Zeit Mario Scarpa. Erst 1956 wählten die Skilehrer selber ihren Direktor, und zwar Hansi Bernardi (Fever). In Wolkenstein gibt es seit 1938 eine reguläre Skischule. Sie trug damals den Namen „Nationale Skischule Gröden“, heute bekannt unter dem Namen „Ski- und Snowboardschule Wolkenstein“. Später kamen dann noch weitere Skischulen dazu. Die erste zusätzliche Skischule trug den Namen „Cimon de la Pala“. Sie war 1969/70 von Skilehrern gegründet worden, die keine staatlich anerkannte Prüfung besaßen. Diese Skilehrer wurden 1971 dann ebenfalls in die große Skischule von Wolkenstein aufgenommen. Bis 1999/2000 blieb dies die einzige Skischule in Wolkenstein. Nach der Liberalisierung der Lizenzen lösten sich acht Skilehrer von der Skischule Wolkenstein und gründeten unter der Leitung von Konrad Senoner die „Ski- und Snowboardschule 2000“. Ebenso eigenständig wurde das Trainingszentrum von Peter Runggaldier.
Die „Ski- und Snowboardschule 2000“ gehört zusammen mit Cortina d’Ampezzo, St. Moritz und Verbier zu den „PRADA Leading Ski Schools“.
Seit 2008 gibt es in Wolkenstein noch eine weitere Skischule, und zwar die „Top Ski School“ unter der Leitung von Patrik Rudiferia.


Leiter der Ski- & Snowboardschule

  • Vincenzo La Porta (podestà) und Mario Scarpa - Winter 1936/37
  • Adriano Dallago (Trient) - 1937 bis 1939
  • Emilio Comici - 1939 bis 1940
  • Alberto Andini - 1940 bis 1943
  • Franz Perathoner (Matie) und Moz Demetz (Plan) - 1946 bis 1948
  • Sepl Mussner (Costa) - 1948 bis 1951
  • Viktor Perathoner (Matie) - 1951 bis 1953
  • Franz Freund - 1953 bis 1956
  • Hansi Bernardi (Fever) - 1956 bis 1965
  • Erich Demetz (Lina) - 1965 bis 1968
  • Nando Rudiferia (Vijo) - 1968 bis 1973
  • Adolf Demetz (Lina) - 1973 bis 1980
  • Andrea Mussner (Costa) - 1980 bis 1996
  • Diego Bernardi (Fever) - 1996 bis 2006
  • Peter Runggaldier (Ampezan) - 2006 bis 2008
  • Flavio Prinoth (Hotel Else) - seit 2008