Wolkenstein im Laufe
der Jahrhunderte

Wirtschaft

L Pomifichi univa d’instà cun l carët dala versura trat da n musciat. Ntëur l 1925.
La cësa dl Sartëur cun basite la butëiga. Sun cësa iel scrit (a man ciancia): Gius. Antonio Senoner, Generi Misti y a man drëta Parrucchiere - Signori e Signore. A man ciancia dl Sartëur la cësa de Solech. Dancà vëijen la pumpa dal penzin cun na tofla turonda. Danvia passa l ruf de Val.

Die Geschäfte

In Wolkenstein wurden die ersten Kurzwarengeschäfte 1850 eröffnet, die meisten davon in Gasthöfen: Plan, Caspier (heutige Bäckerei), Rustlea, La Gërva, Runcac und Maciaconi. Noch bevor es die ersten Geschäfte gab, verkauften Wanderhändler ihre Waren, indem sie von Haus zu Haus zogen oder die verschiedensten Gegenstände in den Gasthäusern feilboten. Das erste Geschäft wird 1762 erwähnt, und zwar jenes von „Paul Mussner Cramer in Khaspier haus“, später 1858 jenes von „Christina Mussner Krämer, Caspier“. Man kann also davon ausgehen, dass die heutige Bäckerei der älteste Laden in Wolkenstein ist. In Gröden wurden die größeren Einkäufe vor allem auf dem Markt getätigt, so in Klausen und St. Ulrich oder aber anlässlich der beiden größeren Märkte in Wolkenstein (im Frühjahr und im Herbst).

Das Geschäft Sartëur (heutiges Despar-Geschäft in der Nähe des Hotels Flora) verkaufte Eisenwaren und Lebensmittel und wurde 1880 von Josef Anton Senoner eröffnet. Die Eintragung in die Handelskammer erfolgte im Jahr 1900.
Das Haus gehörte dem Vater von Josef Anton Senoner, einem Schneidermeister (lad.: sartëur).

Die Villa Riffeser wurde 1902 erbaut, und gleich in Anschluss wurde hier ein Souvenirladen eröffnet, der kleine Andenken, Hüte, Wanderstöcke, Ansichtskarten u. a. im Angebot hatte.

Im Haus Solech, neben dem Haus Sartëur, eröffnete Batista Perathoner (Nucia) ein Holzschnitzereiengeschäft. Im selben Haus waren auch das Fremdenverkehrsamt und später ein Schuster untergebracht.

Das Geschäft La Bula (heute Hotel Stella) wurde von Anton Kasslatter eröffnet und 1907 an Karl Demez verkauft. 1948 verlegte dessen Tochter Rosa das Geschäft auf die gegenüberliegende Straßenseite (heute Hotel Laurin).

Im Gasthof Alpenrose in Plan (heute Hotel Ingram) wurde 1907 ebenfalls ein Laden eröffnet.

Das Geschäft an der Mühle von Scimon (Plan da Tieja) gibt es seit 1949. Mehl wurde hier allerdings schon früher verkauft, ebenso Nudeln, Spaghetti und andere Lebensmittel. Die Mühle von Scimon war zwischen 1600 und 1650 erbaut worden und bis 1970 in Betrieb, angetrieben vom Bach, der von der Regensburgerhütte abfließt.

Die erste Apotheke eröffnete Dr. Renato Penso 1953 in der Nähe der Kirche (heute Geschäft Extreme).

Das erste Fotogeschäft war jenes der Familie Planinschek. Es wurde 1936 eröffnet und befindet sich noch heute an der selben Stelle.

Besitzer des ersten Friseursalons im Haus Sartëur war Alfons Perathoner (vermutlich 1935). Er eröffnete später ein Geschäft in einem kleinen Holzhaus gegenüber vom Hotel Des Alpes. Als Alfons Perathoner nach Bozen zog, verpachtete er den Friseurladen an August Rottensteiner (Gustl), der 1945 den Friseurberuf erlernt hatte. Im Salon gab es zwei Plätze für Männer und zwei für Frauen. Geheizt wurde mit Holzspäne und das Wasser wurde vom Hotel Oswald genommen, das über die einzige Wasserleitung der Umgebung verfügte.

Den Gemischtwarenladen Pigon (eröffnet 1927) gibt es heute nicht mehr.

1948 wurde im Ortsteil La Poza das Geschäft Lambolt eröffnet. Hier wurden vor allem Obst und Kurzwaren verkauft.


DAS ALTE HANDWERK

Gerber
Das Handwerk des Gerbers war bis Mitte des 19. Jahrhunderts eines der gefragtesten im Tal. In Wolkenstein gab es mindestens zehn Werkstätten, wo diesem Handwerk nachgegangen wurde, obwohl es aufgrund der starken Gerüche und dem ständigen Kontakt mit kaltem Wasser ein sehr ungesunder Beruf war. Die letzte Gerberei, jene von Mulin (in der Nähe des Hotels Genziana), war bis vor dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb.

Schuhmachermeister und Schneiderhandwerksmeister
Schuster und Schneider gingen meist von Haus zu Haus um ihren Dienst anzubieten. Ein- oder zweimal im Jahr kam der Schneider auf den Hof und nähte die nötige Bekleidung für die ganze Familie: Hemden, Hosen und Kleider. Dasselbe galt für den Schuster, der etwas seltener ins Haus kam, die Schuhe aber gleich vor Ort reparierte oder neue anfertigte. Schuhe wurden nur sonntags getragen oder an großen Feiertagen; im Haus hingegen ging man barfuss oder in Wollsocken und im Stall trug man Holzschuhe. In Wolkenstein wird der erste Schuster 1662 erwähnt, der erste Schneider 1664.

Klöpplerinnen
Dieser Beruf wurde in Wolkenstein bereits vor 1800 (vorwiegend von Frauen) ausgeübt, noch bevor das Schnitzen aufkam. Die Spitzen wurden dann von den Wanderhändlern in ganz Europa verkauft.

Drechsler
Ein seinerzeit sehr wichtiger Beruf, der heute jedoch ziemlich in Vergessenheit geraten ist. In Wolkenstein gab es mindestens zwei Dutzend Drechselbänke (vor allem im Ortsteil La Poza) und zahlreiche Familien, die nicht schnitzten, drechselten Puppen, Spielzeug, Teller und andere kleine Gegenstände. Heutzutage ist dieser Beruf vor allem als Ergänzung zum Tischlerhandwerk zu sehen, z. B. zur Herstellung von Tisch- und Stuhlbeinen. Die Drechselbänke wurden über ein Pedal oder mit Wasser angetrieben. Erst nach den beiden Weltkriegen wurden sie elektrisch.


DIE ELEKTRIZITÄT

Wolkenstein erhielt 1905 den ersten Strom, fünf Jahre nachdem der Strom nach St. Ulrich gekommen war. Das erste E-Werk im Ortsteil Dorives, am Ufer des Grödner Baches, wurde auf Initiative von Anton Senoner (Vastlé) erbaut und produzierte damals 40 Kilowatt Strom (4.000 Kerzen) mit einer Spannung von 150 Volt. Die Anlage hatte man in Österreich gekauft. Die Wasserleitung war aus Holz, die Stützpfeiler aus Zement; einige davon kann man noch heute sehen. Die 40 Kilowatt reichten lange Zeit aus, um den Großteil der Häuser bis Plan zu beleuchten und die Maschinen der Handwerker mit Strom zu versorgen. Es waren natürlich nicht sofort alle Häuser an den Strom angeschlossen; dieser Luxus war zunächst nur dem wohlhabenden Teil der Bevölkerung von Wolkenstein, den Gastwirten und den Geschäften vorbehalten. Der Großteil der Höfe im Ortsteil Larciunëi hatte erst nach dem Ersten Weltkrieg Strom, am Daunëi musste man bis 1924/25 warten und der Tublà-Hof wurde sogar erst 1932 mit Strom versorgt. Die damals üblichen Lampen waren 20-Watt-Glühbirnen, und in jeder Wohnung gab es drei, höchstens vier davon.
In Dorives wurde Strom für fast 800 Lampen erzeugt, für zehn Motoren (für Tischler oder Gastbetriebe) und für zwei oder drei größere Motoren für die Drechsler. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Strom hauptsächlich für die Seilbahnen in Plan benötigt (hier wurde für die Stromerzeugung das Wasser, das von Plan de Gralba abfloss, verwendet). Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde das E-Werk der Gemeinde übergeben, die verschiedene Arbeiten durchführen ließ und dadurch die Produktion und die Verteilung steigerte. Das E-Werk belieferte die Gemeinden von Wolkenstein und St. Christina, wobei letztere laut einem Gemeindebeschluss von 1924 10% mehr bezahlen musste. Im Gegenzug erhielt die Gemeinde St. Christina den von ihr benötigten Strom (400 Watt) kostenlos zur Verfügung gestellt. Das E-Werk wurde dann an eine private Gesellschaft verkauft, die ihrerseits verschiedene Arbeiten durchführte. Ende der 1930er Jahre war diese allerdings nicht mehr in der Lage die Nachfrage zu befriedigen, und so beschloss man 1939 das Werk zu verkaufen. Die Gemeinde hatte zwar Vorkaufsrecht, doch verzichtete sie darauf, und so wurde es von der Gesellschaft SAEV (Società anonima elettrica Val Gardena) mit Sitz in Mailand gekauft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Wintersport einen großen Aufschwung erlebte, gelang es dem E-Werk nicht mehr den gesamten Strombedarf zu decken, sodass die gesamte Anlage vergrößert werden musste. Das neue Werk wurde 1951 erbaut und produzierte bei viel Wasserzufuhr bis zu 2.200 Kilowatt und im Winter an die 600 Kilowatt. Damit konnte der Bedarf von Wolkenstein und St. Christina gedeckt werden. Es konnte sogar noch Strom ins Gadertal und ins Fassatal verkauft werden. In den 1950er Jahren musste dann zusätzlicher Strom von auswärts zugeführt werden, da die Wirtschaft im Aufschwung war und es einer größeren Menge an Elektrizität bedarf.
1969 verkaufte die SAEV das E-Werk an die ENEL. Diese produziert heute fast 7 Mio. KW pro Jahr.


DAS BANKWESEN

Raiffeisenkasse Wolkenstein
Im Jahr 1896 versammelten sich einige Wolkensteiner Bürger, um über die mögliche Gründung einer Bank zu diskutieren. Josef Anton Perathoner (Frëina) führte durch die Sitzung und erklärte den Anwesenden das Warum dieser Idee. Er sah in der Einrichtung einer Bank einen großen Vorteil für die Bevölkerung, bot sie doch die Möglichkeit zu gutem Zins Geld zu sparen und bei Bedarf auch Geld zu leihen.
In Welschellen im Gadertal, wo schon 1889 eine Bank gegründet worden war (die erste in der Region Trentino-Südtirol), hatte man bereits sehr positive Erfahrungen gemacht. Auch die Wolkensteiner Bevölkerung zeigte sich alsbald von dieser Idee angetan, da sich ihr dadurch die Möglichkeit bot Geld anzulegen oder kurzfristig einen Kredit aufzunehmen. 30 Personen erklärten sich bereit sich an dieser Initiative zu beteiligen und genehmigten anlässlich der ersten Generalversammlung am 25. Mai 1897 das Statut. In den ersten Jahren war die Raiffeisenkasse im Gemeindehaus untergebracht und nur am Sonntagnachmittag, nach dem Kirchgang, für den Parteienverkehr geöffnet.
Nach dem Ersten Weltkrieg (nach 1919) begannen für die Banken 30 schwierige Jahre. Dies war darauf zurückzuführen, dass Trentino-Südtirol an Italien gefallen war, dass der Faschismus in der Einrichtung einer Bank eine Macht sah, die auch gegen die Politik hätte vorgehen können, dass 1929 die große Wirtschaftskrise ausgebrochen war und dass sich durch die Option und den Zweiten Weltkrieg verschiedene Probleme ergeben hatten. In dieser Zeit mussten in der Region Trentino-Südtirol daher insgesamt 82 Raiffeisenbanken geschlossen werden. Von den 136 Banken im Jahr 1926 gab es 1945 nur mehr 54. Der Raiffeisenkasse Wolkenstein gelang es diese schwierigen Jahre gut zu überstehen und 1950 begann für die Bank wieder eine positive Entwicklung, die bis heute anhält.
Die Raiffeisenkasse war zunächst im Gemeindehaus untergebracht. Vor dem Zweiten Weltkrieg zog man dann in den Gasthof La Gërva und 1956 in ein neues Gebäude an der Hauptstraße, gegenüber vom Hotel Armin. Ende 1973 wurde die neue Raiffeisenkasse eröffnet, in der auch das Tourismusbüro Platz fand. Heute beschäftigt die Raiffeisenkasse Wolkenstein, die 1971 auch eine Filiale in St. Christina und 1987 eine Filiale in St. Ulrich eröffnet hat, 35 Angestellte (21 davon im Hauptsitz in Wolkenstein) und zählt über 1.000 Mitglieder, aufgeteilt auf die drei Grödner Gemeinden.

Südtiroler Sparkasse
1961 wurde in Wolkenstein eine Filiale der Südtiroler Sparkasse eröffnet. Seit 1964 hat diese Bank ihren Sitz im Dorfzentrum, gegenüber vom Hotel Stella. Angeschlossen an die Sparkasse findet man auch die Skipassbüros.

Südtiroler Volksbank
Die Volksbank Brixen eröffnete 1991 im Parterre des Hotels Des Alpes ihre Wolkensteiner Filiale. Im August 1992 schlossen sich die Volksbank von Brixen und jene von Bozen zur Südtiroler Volksbank zusammen. Etwas später kam auch die Volkbank Meran dazu.


Demac Beschneiungsanlagen
Roland Demetz (Plan) ist der einzige Unternehmer in Wolkenstein, der einen eigenen Weg eingeschlagen hat und dessen Tätigkeit weder mit dem Tourismus noch mit dem Vertrieb von Holzschnitzereien zusammenhängt. Während andere in Unterkünfte, Restaurants und Wellnessanlagen investierten oder versuchten die Beförderungskapazität von Liften zu erhöhen, gründete Roland Demetz einen technisch hoch entwickelten Betrieb zur Herstellung von Beschneiungsanlagen. Zwischen 1950 und 1960 gab es immer wieder schneearme Winter, sodass die Skifahrer nur in höheren Lagen skifahren konnten. Der Wintertourismus aber hing eng mit der Schneesicherheit zusammen, die das Skifahren bis zu Saisonende garantieren sollte. Man sah sich daher gezwungen die Schneebeschaffenheit auf den viel befahrenen Pisten zu verbessern.
In Hinblick auf die alpinen Skiweltmeisterschaften von 1970 wurden sich die Organisatoren bewusst, dass sie etwas unternehmen mussten, um den Slalom in St. Ulrich, der Mitte Februar stattfinden sollte, auch wirklich austragen zu können. Nachdem man gehört hatte, dass es in Amerika bereits seit 1952 Anlagen zur Schneeherstellung gab, wurden am Skilift Ronc in St. Ulrich Rohre zur Herstellung von Kunstschnee verlegt. Dies war nur der Anfang, schon bald nämlich ließen mehr und mehr Liftbesitzer Anlagen zur Schneeherstellung einrichten.
Dies brachte Roland Demetz, der als technischer Verantwortlicher beim Dantercëpies-Lift tätig war, dazu, selbst „Schneekanonen“ zu bauen; und das mit Erfolg. 1990 gründete er die Firma DEMAC („Demetz Macchinari“) und baute seine Garage zu einer Werkstätte um, wo die Schneekanonen zusammengestellt wurden. Um dies alles finanzieren zu können, führte er das Restaurant an der Bergstation des Dantercëpies. Seine innovativen Ideen brachten ihm 1993 die Auszeichnung zum Südtiroler Unternehmer des Jahres, ein wichtiger Ansporn, um auch weiterhin zu investieren und zu expandieren. 1995 baute er eine Werkstatt in der Handwerkerzone von Plan und belieferte auch Skigebiete im Ausland: Roland Demetz ist heute mit seinen Beschneiungsanlagen in 16 Staaten und drei Kontinenten vertreten und beschäftigt an die 50 Mitarbeiter, fast alle aus Gröden. 2011 fusionierte die Firma DEMAC mit dem schwedischen Unternehmen Lenko und wurde somit Partner der bekannten Firma Leitner, die sich mit dem Bau von Aufstiegsanlagen einen Namen gemacht hat.