Wolkenstein im Laufe
der Jahrhunderte

Das Bergsteigen

Ghetun, benedescion dla bandiera di scizri, 1902.
L mëinacrëp Karl Runggaldier da Ciaslat (1936) cun n seniëur sun l Ciampanil dl Sela.

Alpinisten und Pioniere aus ganz Europa, England und vor allem aus der Ungarisch-Österreichischen Monarchie kamen schon um 1850 nach Gröden, um die Dolomiten zu erkunden. Die Einheimischen zeigten damals noch wenig Interesse für die Berge, hatten sie doch ganz andere Sorgen, um in dieser Gegend überhaupt überleben zu können. Mit dem Aufkommen des Fremdenverkehrs begannen schließlich auch die ersten Grödner mit dem Bergsteigen. Sie begleiteten die Gäste auf die Gipfel und bekamen dafür gutes Geld. Das Klettern war nämlich ein Sport, den sich nur die gehobene Gesellschaft leisten konnte. Bereits 1869 wurde in Bozen eine Sektion des Österreichischen Alpenvereins gegründet. Am 2. Juli 1885 folgte auch schon eine Sektion für Gröden, der Fritz Gedon als Präsident vorstand. Nach ihm nahmen Franz Moroder (1886-1888) und Josef Moroder (1888-1894) dieses Amt ein. Sie alle stammten aus St. Ulrich, wo der Fremdenverkehr bereits einige Jahre früher Fuß gefasst hatte. 1887 veröffentlichte der Alpenverein einen ersten Wanderführer durch Gröden, in dem auch die Tarife der Bergführer angeführt waren. Der Alpenverein kümmerte sich außerdem um die Markierung der Wanderwege, sowohl für den Sommer als auch für den Winter. Im Winter war man vor allem in der Gegend des Grödner Jochs auf eine gute Markierung angewiesen, da diese äußerst wichtige Verbindungsstrecke im Winter oft Lawinen ausgesetzt war.
Der Grödner DÖAV musste 1923 unter faschistischem Regime seinen Namen in „Società Alpinisti Gardenesi“ umändern und später seine Aktivitäten sogar ganz einstellen. Die Schutzhütten des Deutschen Alpenvereins wurden geschlossen und mit einem Staatsdekret vom 3. September 1923 den Sektionen des italienischen Alpenvereins C.A.I. übergeben (so z. B. die Puezhütte, die Langkofelhütte, das Sellajochhaus, die Bambergerhütte, die Pisciadùhütte und die Regensburgerhütte).
Der Grödner Alpenverein „Lia da Mont“ wurde 1954 gegründet, und zwar durch die Zusammenlegung des C.A.I. Gröden (in Bozen seit 1921) und des AVS (Alpenverein Südtirol, 1945 in Bozen gegründet).


ERSTBESTEIGUNGEN

Der Langkofel (3181 m) wurde erstmals am 13. August 1869 vom Wiener Bergsteiger Paul Grohmann und den beiden Bergführern Peter Salcher und Franz Innerkofler bestiegen. Damals galt der Langkofel als unbezwingbar, aber nur wenige Tage nach Grohmanns Erstbesteigung (so steht es im Buch von Franz Moroder aus dem Jahr 1915) erreichten auch zwei junge Hirtenjungen den Gipfel, barfuss und mit einer alles anderen als geeigneten Bekleidung. Sie wollten sehen, welche Fahne denn da vom Langkofel wedelte.
Die Besteigung des Langkofels war einerseits aufgrund der Steinschläge, die in der Eisrinne abgingen, äußerst gefährlich, andererseits aber auch sehr anstrengend, da schon allein der Weg zum Einstieg sehr zeitaufwendig war. Vor dem Krieg konnte der Langkofel nur über den „Felsenweg“ bestiegen werden, der von der Langkofelhütte hinaufführte. Das „Fassanerband“ wurde erst im Ersten Weltkrieg von österreichisch-ungarischen Soldaten eröffnet, die am Sellajoch stationiert waren. Eine weitere nennenswerte Route am Langkofel ist die Nordwand: Sie wurde 1918 von R. Pichl und R. L. Weizer erstmals bestiegen. Im Jänner 1962 bezwangen Renzo Bernardi (Filippo) und Ludwig Moroder (Val) dieselbe Route dann auch im Winter. Der Biwak am Langkofel wurde eingerichtet, um all jenen Schutz zu bieten, die die Nordwand bestiegen hatten und den Abstieg nicht mehr schafften oder aber aufgrund von schlechten Wetterbedingungen gezwungen waren die Nacht in der Wand zu verbringen. Der Biwak war mit finanzieller Unterstützung des Bozner Alpenvereins 1935 von einigen Grödner Bergführern aufgestellt worden: Ferdinand Glück, Luis Senoner (Fulmine, der eine 30 kg schwere Blechrolle hinaufgetragen hatte), Carl Runggaldier (Ciaslat), Moz Demetz (Tita d’Odl), Karl Demetz (Pramauron) und Adam Demetz (Col da Larjac, der allerdings kein Bergführer war). Am 30. September 1935 wurde der „Bivacco Giuliani“ offiziell eröffnet. Auf dem Langkofel wurden auch verschiedene religiöse Symbole aufgestellt: 1938 wollte man am Gipfel ein Betonkreuz errichten; 1953 ließ Giuani Demetz (Iman) ein Kreuz anbringen, das später aber vom Blitz getroffen wurde; 1961 wurde eine von Flavio Pancheri angefertigte Muttergottes auf der Nordost-Wand (3,20 m hoch) angebracht und 2001 wurde ein von Manfred Runggaldier in Auftrag gegebenes Kruzifix von Samuel Moroder aufgestellt

Die Grohmannspitze (3.126 m) verdankt ihren Namen zwar Paul Grohmann, dem Erstbesteiger des Langkofels, wurde aber von Otto Fischer und dem Bergführer Michael Innerkofler 1881 erstmals erklommen.

Der Zahnkofel (3.001 m) wurde 1889 von Dr. L. Darmstädter aus Berlin zusammen mit G. Stabeler und Luigi Bernard aus Campitello bestiegen. Johann Santner aus Bozen und R. H. Schmitt aus Wien erreichten die Fünffingerspitze am 8. August 1890.

Die Boèspitze (3.152 m) hatte Paul Grohmann schon im Jahr 1864 bestiegen.

Die Cirspitzen wurden zunächst sicherlich von Hirten und Jägern bestiegen, touristisch bedeutend wurden sie aber erst durch W. Meuser aus München, der seine Abenteuer auch schriftlich festhielt. Die normale Route auf die Große Cirspitze wurde 1887 von Johann Santner und Gottfried Merzbacher eröffnet.

Meuser erreichte außerdem am 4. September 1886 die Puezspitze und am 6. September Piz Duleda.
Die hier erwähnten Gipfel wurden wahrscheinlich auch schon früher bestiegen (es handelt sich ja vorwiegend um Bergspitzen in der Nähe von Weideflächen) – die angeführten Jahreszahlen wurden schriftlichen Unterlagen des DÖAV entnommen.


Klettersteige in Wolkenstein und Umgebung
Touristisch bedeutend sind sicherlich auch die verschiedenen Klettersteige rund um Wolkenstein:

- der Oskar-Schuster-Steig am Plattkofel (seit August 1895)
- die Große Cirspitze (seit 1887)
- der Pössnecker-Klettersteig (1912 von österreichisch-ungarischen Soldaten gesichert)
- die Kleine Cirspitze (seit 1950)
- der Tridentina-Klettersteig (1968 von den Soldaten der Tridentina gesichert)

Später kam noch der Pertini-Klettersteig an der Steviawand (am Eingang des Langentales) dazu. Er wurde 2003 von Mauro Bernardi im Auftrag des Tourismusvereins Wolkenstein und mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Wolkenstein angelegt.

Die ersten Bergführer
Der DÖAV veröffentlichte bereits 1869 eine Liste aller Bergführer. In den südlichen Alpen gab es damals 38 Bergführer, nur wenige Jahre später (1894) zählte man bereits 293 (nachzulesen in „Geschichten des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins“ aus dem Jahr 1894). Es gab außerdem auch eine „Führerordnung“, eine Bergführerlizenz und eine Liste mit den vom Alpenverein festgelegten Tarifen. Der erste Bergführer in Wolkenstein war laut einer 1995 von Wolfi Mussner und Franzl Runggaldier durchgeführten Recherche Anton Kasslatter (La Bula), der am 11. Juli 1872 den Engländer Utterson Kelso auf den Langkofel führte. Einem anderen Dokument des DÖAV zufolge hingegen war der erste autorisierte Bergführer aus Wolkenstein 1877 Wendelin Kasslatter (La Bula), ein Bruder von Anton, und wenig später ein weiterer Bruder, Zenz. Bereits 1881 begleitete auch Franz Fistil Gäste auf den Langkofel. 1885 gab es in Gröden vier autorisierte Bergführer, 1893 neun, 1902 22 und 1912 sogar schon 34. Schon damals hatte die Grödner Sektion des DÖAV Probleme mit Männern, die den Dienst des Bergführers ohne Erlaubnis ausübten. So liest man in einem Protokoll aus dem Jahr 1909: „… vor allem in Wolkenstein gibt es einige, die diesen Dienst anbieten. Es soll daher jemand gesucht werden, der Kontrollen durchführt und jene anzeigt, die ohne Ermächtigung diesen Beruf ausüben.“ Das Lizenzbüchlein war bereits 1902 viersprachig (deutsch, italienisch, englisch und französisch) und enthielt eine genaue Auflistung jener Routen, die von den Bergführern begangen werden durften. Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte Südtirol autonom die Vergabe der Prüfungen und Lizenzen.

Die ersten Kurse für Bergführer wurden von der Sektion Bozen 1888 und 1893 angeboten. Bereits 1891 gehörte zur Prüfung auch das Skifahren. Sowohl der Kurs als auch die gesamte Ausrüstung wurden vom DÖAV zur Verfügung gestellt. Der DÖAV hatte in Städten Nord- und Osteuropas zahlreiche wohlhabende Förderer gefunden und war daher in der Lage die Ausbildung zu finanzieren. Es ist erstaunlich, wie viele Bergführer es damals in Wolkenstein gab. Wenn man an die eher geringe Anzahl an Touristen denkt, die damals nach Gröden kamen, hatten die vielen Bergführer in jenen Jahren mehr zu tun als heute. Das ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass es zu jener Zeit noch keine markierten Wege gab, und es an gedruckten Wanderführern fehlte. Außerdem waren die Touristen äußerst wohlhabend. So konnte sich ein Bergführer nach einer Führung auf den Langkofel schon eine Kuh kaufen, und innerhalb von zwei bis drei Jahren war er sogar in der Lage sich mit dem als Bergführer verdienten Geld ein Haus zu bauen. Grödens Bergführervereinigung war sehr effizient und verfügte über ein großes Kapital, sodass eine Art Versicherung eingerichtet wurde, in die jeder einzelne einzahlte und die die Mitglieder bei Krankheit oder Unfall finanziell unterstützen sollte. Im Hospiz am Grödner Joch war außerdem ein Depot mit Rettungsmaterial eingerichtet worden. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges änderte sich die Lage natürlich und die Arbeit des Bergführers kam zum Stillstand. Auch nach dem Ersten Weltkrieg gab es für die Bergführer zunächst nur wenig zu tun, da die wenigen italienischen Gäste nicht für Klettertouren ausgerüstet waren und die deutschen Gäste fehlten. 1922 mussten die Protokolle der Bergführervereinigung (ab November 1922: „Consorzio delle Guide Alpine Val Gardena“) in italienischer Sprache geschrieben werden, da alle deutschen Organisationen verboten wurden. Dies führte damals auch zu Unstimmigkeiten unter den Bergführern. Zwischen 1930 und 1939 erfuhr der Beruf des Bergführers wieder einen großen Aufschwung, und es wurden zahlreiche neue Kletterrouten eröffnet.

Die Grödner Bergführervereinigung
Die Bergführervereinigung von Wolkenstein gibt es seit 1984. Erster Präsident war Wolfi Mussner. Zur Vereinigung gehörten außerdem: Luis Senoner (Fulminino), Mario Senoner (Bastl), Franz Runggaldier (Valternea), Emrich Senoner (Ciablon), Zenz Runggaldier (Poza), Franz Stufflesser (Bataian), Hermann Comploj (Frainela) und Mauro Bernardi. In St. Ulrich wurde fast gleichzeitig die Bergführervereinigung „Catores“ gegründet.

Wir führen hier jene Bergführer an, die ihren Beruf bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ausübten und zu den Pionieren unserer Berge zählen:

Batista Mussner (Tita Pinter, 1879-1971) wurde 1901 Bergführer. Da der Beruf des Bergführers während des Ersten Weltkrieges ein sehr lukrativer Beruf war, konnte er Arbeiter einstellen, die für ihn aufs Feld gingen während er seiner Tätigkeit als Bergführer nachging. Man erzählt sich, dass er einmal einen Touristen zu Fuß von Wolkenstein aus auf die Vajolettürme geführt hatte und dann weiter ins Fassatal abgestiegen war. Das hatte ihm so viel Geld eingebracht, dass er dort zwei kleine Ochsen kaufen konnte. Bei seiner letzten Tour 1939 begleitete Batista Mussner seine Gäste auf die Marmolata. Für seine Verdienste als Bergsteiger wurde er mit dem Orden „Ordine del Cardo“ ausgezeichnet. Auch seine Söhne Tone (1915-1978) und Batista (*1922) traten in die Fußstapfen des Vaters und wurden Bergführer.

Ferdinand Glück (1901-1987) wurde in St. Ulrich geboren und zeigte schon als Kind Interesse für alle Arten von Sport, vor allem aber für das Skifahren, das Langlaufen und das Klettern. Für seine alpinistischen Erfolge wurde ihm die Auszeichnung „Cator d’Or“ überreicht, und er erhielt sogar ein Dankschreiben von Seiten des damaligen Präsidenten des Alpenvereins C.A.I. Giovanni Spagnolli. Ferdinand Glück hatte an die 70 verunglückte Bergsteiger geborgen und 37 Personen aus gefährlichen Situationen gerettet. 1928 nahm Ferdinand Glück in der Disziplin 50 km Langlauf an den Olympischen Spielen in St. Moritz teil, ebenso an verschiedenen internationalen Abfahrtsrennen. Ebenfalls 1928 absolvierte er die Bergführerprüfung, heiratete und zog nach Wolkenstein. Zwischen 1927 und 1937 eröffnete er in den Dolomiten 20 neue Routen, vor allem an den Sellatürmen. Daher auch der Übername „der König des Sellastocks“. Zu seinen Kletterkameraden zählten u. a. Moz Demetz (Tita d’Odl), Angelo Dibona und Luis Trenker. Letzteren doubelte er sogar öfters in dessen Filmen. Zu den wichtigsten Routen, die Ferdinand Glück eröffnet hat, gehören die Südwand am Piz Ciavazes, die Süd-Ost-Wand am Zweiten Sellaturm, die Nord-Ost-Wand am Piz Gralba und der Lietresturm im Langental. Seine Liebe zum Skisport gab er auch an seinen Sohn Otto weiter, der in verschiedenen Disziplinen mehrere Meistertitel holte und sogar an den Olympischen Spielen von 1956 in Cortina teilnahm.

Batista Mussner (Paulin, 1896-1987) wurde 1925 Bergführer. Er war einer der gefragtesten Bergführer überhaupt. Den Eintragungen aus seinem Bergführerbuch kann man entnehmen, wie international die Gäste waren, die er in die Berge begleitete. 1925 und 1926 kamen seine Gäste z. B. aus London, Berlin, Würzburg, Magdeburg, Leipzig, Köln, Mailand und Rom. Batista Mussner kletterte vor allem in Gröden, führte seine Gäste aber auch auf die Marmolata, den Cimon de la Pala, die Drei Zinnen (Sexten) und auf die Gipfel rund um Cortina.

Luis Mussner (1906-1987) und Germano Mussner (Mano de Paulin, 1893-1965). Diese beiden äußerst sympathischen Bergführer waren vor allem deshalb so beliebt, weil sie viel über die Natur, die Berge, die Blumen und die Tiere zu erzählen wussten. Sie liebten die Natur auch aus einem anderen Grund: Luis Mussner war Förster und Germano Mussner begeisterter Jäger.

Germano Mussner war 1927 Träger und ab 1937 Bergführer.

Luis Senoner („Fulmine“, 1901-1978) war ein sehr beliebter Bergführer und Skilehrer. Er trug den Übernamen „Fulmine“ (Blitz), weil er auf den Skiern so schnell wie der Blitz unterwegs war.

Hans Delago (1903-1978), der Besitzer der Villa Delago (heute Hotel Gardenia), war ein talentierter Bergführer und Skilehrer. 1928 nahm er zusammen mit dem bekannten italienischen Forscher General Umberto Nobile an der ersten italienischen Expedition zum Nordpol teil.

Von Carl Runggaldier (Ciaslat, 1904-1989) erzählt man sich er habe gleich dreimal am selben Tag den Gipfel der Marmolata bestiegen. Auf den Langkofel stieg er barfuss, sogar über die Nordwand. In den 1930er Jahren hatte er die Langkofelhütte in Pacht. Nach dem Krieg begann er mit dem Bau der Comicihütte, die er dann aber verkaufen musste.

Emilio Comici (1901-1940) war ein großartiger Alpinist, der zahlreiche Routen eröffnet hat. 1940 war er (ein äußerst beliebter) „podestà“ in Wolkenstein, verunglückte aber am 19. Oktober 1940 an der Ciampacwand im Langental. In Gedenken an Emilio Comici wurde im Herbst 2010 vom Alpenverein Triest am Eingang des Langentales eine von Tita Demetz (Pinzigher) angefertigte Bronzestatue enthüllt.

Oskar Mutschlechner (1922-2010) war Skifahrer und Bergführer und ab 1930 Gastwirt am Grödner Joch. Er half vielen Bergsteigern aus gefährlichen Lagen. Er kam bereits 1925 aufs Grödner Joch, wo sein Vater das Hospiz gepachtet hatte, und blieb dort ganze 76 Jahre lang. Bis 1990 führte Oskar Mutschlechner das Gasthaus Frara und bis 2000 den Souvenirladen gegenüber vom Grödner Joch Hospiz.

Karl Unterkircher, ein großer Alpinist, der Geschichte geschrieben hat
Karl Unterkircher stürzte am 15. Juli 2008 an der Rakhiotwand am Nanga Parbat (8.125 m) im Karakorum (Pakistan) in eine Gletscherspalte und verlor dabei sein Leben. Er war zu dieser Expedition zusammen mit Walter Nones (einem Carabiniere im Sportzentrum im Langental, der am 3. Oktober 2010 sein Leben am Cho Oyu in Nepal lassen musste) und Simon Kehrer (einem Bergführer aus dem Gadertal) aufgebrochen. Das Unglück geschah nicht direkt beim Klettern, sondern als er nach einem geeigneten Platz Ausschau hielt, um sein Zelt aufschlagen zu können. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel erreichte am 16. Juli 2008 die Nachricht vom Tod Karl Unterkirchers Wolkenstein. Karl hinterlässt seine Lebensgefährtin Silke Perathoner und die drei gemeinsamen Kinder Alex, Miriam und Marco. 
Karl Unterkircher schaffte mehr als 40 Erstbesteigungen in den Dolomiten, 32 Erstbesteigungen auf verschiedenen 4000ern in den Alpen und weitere in Südamerika (Alpamayo, Quitaraiu und Aconcagua) und in Patagonien (Fitz Roy und Torre del Paine). Er bezwang außerdem zahlreiche Gipfel im Himalayagebiet, die vor ihm noch niemand erreicht hatte, und zwar immer im traditionellen alpinen Stil. Über Karl Unterkirchers Leistungen wurde auch weltweit viel geschrieben und berichtet. Seinen größten Erfolg verzeichnete Karl im Jahr 2004, als er anlässlich des 50. Jubiläums der Erstbesteigung des K2 innerhalb von nur 63 Tagen die beiden höchsten Gipfel der Welt, den Everest (8.848 m) und den K2 (8.611 m), bezwang, und zwar beide Male ohne Zuhilfenahme von künstlichem Sauerstoff. Karl Unterkircher schrieb damit Alpingeschichte und wird für diese Leistung sogar im Guinness Buch der Rekorde angeführt. Karl Unterkircher plante jedes Jahr mindestens eine bedeutende Expedition, immer mit technisch äußerst schwierigen Aufstiegen: meist Erstbesteigungen, großteils über die Nordwand. So wollte er z. B. im Jahr 2005 zusammen mit Hans Kammerlander und Luis Brugger den Jasemba (Nepal, 7.350 m) bezwingen. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen gelang es den drei Bergsteigern aber nicht den Gipfel zu erreichen. 2006 folgte die Besteigung des Mount Genyen (Sichuan-China, 6.204 m) zusammen mit Walter Nones, Simon Kehrer und Gerold Moroder. 2007 startete Karl Unterkircher zusammen mit Hans Kammerlander einen zweiten Versuch auf den Jasemba, diesmal mit Erfolg. Nur zwei Monate später folgte die große Expedition über die Nordwand des Gasherbrum 2 (8.035 m) zusammen mit Daniele Bernasconi und Michele Compagnoni. Erstmals in der Geschichte des Alpinismus wurde die gesamte Strecke von China bis nach Pakistan überquert. Auch wenn Karl oft monatelang unterwegs war, vergaß er nie seine Heimat und seine Wurzeln. Er übernahm daher mit Freude im Jahr 2005 die Präsidentschaft des Aiut Alpin Dolomites. Mit nur 37 Jahren konnte Karl innerhalb von nur vier Jahren bereits sechs Ehrungen entgegennehmen:

Für seine Besteigungen des Mount Everest und des K2:
- den Orden der Italienischen Republik „Cavaliere Ordine al Merito della Repubblica Italiana“
- die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Wolkenstein
- den Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde 2008´
 
Von Seiten der Bergsteigergruppe Catores:
- die Auszeichnung „Cator d’Or“

Für die Besteigung des Gasherbrum 2:
- den ersten Preis „Riccardo Cassin“
- den ersten Preis „Paolo Consiglio CAAI“

In Gedenken an Karl Unterkircher wird in Wolkenstein seit 2010 der „Karl Unterkircher Award“ verliehen, eine Auszeichnung an Bergsteiger, die durch Besteigungen im traditionellen alpinen Stil Außerordentliches geleistet haben. Die Gemeinde Wolkenstein hat außerdem das Gebäude am Nivesplatz nach Karl Unterkircher benannt.